Osterkerze 2008

Einer für alle – alle für einen.

Ein Thema, das leicht zu einem Mantel- und Degenstück verkommen könnte. Wer der „Eine" ist, darüber müssen wir wohl nicht spekulieren. Aber wer sind die „Alle"? Vielleicht wären uns heutige Typen viel näher: ganz alltägliche Menschen aus unserer Gemeinde, Menschen wie du und ich – bei ihrer täglichen Arbeit. Oder Menschen aus der sogenannten dritten Welt – in ihrer Not und Bedürftigkeit, aber auch in ihrer Spontaneität und Lebensfreude. Vielleicht auch Geistliche aller Glaubensbekenntnisse – als würdevolle Repräsentanten des Wahlspruchs. Bestimmt gibt es noch sehr viele andere Möglichkeiten.

Ich habe mich aber wieder einmal für biblische Gestalten entschieden. Es sind Gestalten, die uns sehr vertraut sind, die wir aber alle auch in uns finden können:

Zuerst einmal die Frauengestalten Maria und Martha - beides Schwestern des Lazarus - die in Bethanien wohnten. Maria, über die Jesus in den Evangelien sagt, dass sie das bessere Teil erwählt habe, weil sie Jesu Zeit schenkt, ganz hingegeben an seine Reden und Anwesenheit, denn bald wird es nicht mehr so sein. Und dann Martha, die das Tägliche auf sich nimmt, aber nicht weniger „für Jesus“ ist. Auch sie gehört zu den „Allen". Oft schon habe ich mich geärgert, dass Martha immer etwas abwertend genannt wird. Aber wo kämen wir denn hin, wenn alle Frauen nur immer Marias wären! Martha ist die, die sorgt – nicht nur für das leibliche Wohl. Deshalb hat sie kräftige Arme und eine Arbeitsschürze bekommen. Aber in ihrem Korb trägt sie Granatäpfel – Liebesäpfel. Auch das gehört dazu. Für mich sind die beiden nur zwei Seiten der gleichen Person.

Ihnen gegenüber sitzt Nikodemus. Er steht für die, deren Kopf sich mit Jesus beschäftigen. Die, die erklären können, warum sie für Jesus sind. Er studiert diesen Jesus von Nazareth. Wenn der Tag den Vielen gehörte, dann war er der Gesprächspartner für die Nacht: nicht öffentlich, aber nicht weniger intensiv.

Am nächsten ist dem Mann am Kreuz aber einer, von dem es seine Zeitgenossen wohl am wenigsten erwartet hätten, der aber ein so großes Bedürfnis hatte Jesus zu sehen, dass er sogar auf einen Baum gestiegen ist - der Zöllner Zachäus,. Auf der Kerze hat er sogar den Kreuzesbaum erklettert. Wenn man klein ist (ob innerlich oder äußerlich - das ist egal) ist es besonders notwendig zu erfahren, dass einer für diesen „Kleinen“ da ist. Zachäus war es vergönnt.

Nun fehlt nur noch die Person, die man als normaler Gottesdienstbesucher nie zu Gesicht bekommt: der blinde Bartimäus. Eigentlich habe ich ihn speziell für unsere Ministrantinnen und Ministranten gemalt, denn die können ihn sehen. Er ist eine Gestalt, die in keiner Kinderbibel fehlen darf und müsste deshalb allen bekannt sein. Aber nicht wegen seiner Blindheit steht er hier, sondern weil er den Mut hatte einzufordern, was ihm wichtig war. Nicht alles fällt uns selbstverständlich zu. Um manches müssen wir auch kämpfen. Dazu brauchen wir keine Waffen – manchmal genügt ein deutliches Wort.

Auch in diesem Jahr wünsche ich der Kerze, dass sie ein gutes Licht verbreiten möge, und uns allen viel Freude daran.

Angelika Kopp                  Zurück(Archiv)