Osterkerze 2007
Sich von Gott bewegen lassen
Ganz begeistert war ich, als ich zu Beginn des Kirchenjahres das neue Jahresthema erfuhr. „Sich von Gott bewegen lassen“ – wenn mir dazu nichts für die Osterkerze einfällt...!!!
An Ostern kam ja so einiges in Bewegung. Und so sah ich als erstes den Stein des Grabes, der in Bewegung gesetzt wurde, die Frauen und Jünger, die sich auf den Weg zum Grab machten und mit ihren Erzählungen für eine Menge Bewegung sorgten. An Ostern ist alles in Bewegung!
Aber nach einiger Zeit wurde mir klar, dass der Versuch einer reinen Osterdarstellung vielleicht nicht das ist, was uns durch das ganze Jahr begleiten sollte. Und so blieb von der Ostergeschichte nur Maria von Magdala übrig mit ihrer verwunderten Bewegung weg vom Vergangenen und staunend über das Neue.
Neben ihr hockt der ganz in sich zurückgezogene und verhüllte Elija, der nach den heftigen Naturgewalten Gott im Säuseln eines sanften Windes erfahren darf. In einer ganz zarte Berührung wie das Streicheln eines Blattes.
Hinter Elija steht ein Jakobspilger, einer wie er heute nicht mehr aussieht, aber immer noch mit seiner Pilgermuschel ein Symbol für Aufbruch ist, verbunden mit der Hoffnung auf Ankunft. Sein Bewegtsein ist mühevoll. Alle, die den Jakobsweg gegangen sind, können davon erzählen. Aber viele erzählen auch von ihren vielfältigen auch spirituellen Erfahrung auf diesem Weg. Sie haben nicht nur den Weg hinter sich gebracht, sondern Bewegung in ihr Leben.
Recht mühelos scheint sich der Ministrant vorwärts zu bringen. Er benutzt den Pilgerstab für einen großen Sprung. Vielleicht erinnert er unsere Minis an ihre Romwallfahrt im letzten Jahr. Nicht nur die Fahrt dorthin, sondern vieles was in der Vor- und Nachbereitung notwendig war, hat neuen Schwung in die Gruppe gebracht.
Die letzte Figur, die tanzende Mirjam, mag ich eigentlich gar nicht so sehr. Die Vorstellung, dass sie angesichts ertrinkender Ägypter getanzt hat, widerstrebt mir einfach. Aber wenn ich uns Sonntag für Sonntag in unseren Kirchenbänke erlebe, denke ich, dass uns ein bisschen von der bewegenden Lebensfreude der Mirjam gut täte.
In der Mitte der Kerze ist wohl das bekannteste Symbol für alles Bewegt sein in unserem Leben: Das Labyrinth von Chartre. Labyrinthe – egal wo man sie antrifft – haben einen unglaublichen Aufforderungscharakter. Es ist als ob das Labyrinth selbst zu einem spricht: „Komm, lass dich auf mich ein, du wirst bestimmt etwas Neues entdecken!“ Und dieses Labyrinth bekommt noch mal eine ganz eigene Dimension dadurch, dass es sich in einer Kirche befindet. Viele geistliche Betrachtungen gibt es zu ihm. Mich fordert es immer wieder auf weiter zu gehen, auch wenn ich gerade das Gefühl habe, dass ich mich immer mehr von der Mitte entferne. In mancher Verwirrung ist es gut, einen Weg unter den Füssen zu haben, dem man „ganz einfach“ folgen kann!
Hinter dem Labyrinth steht das helle Lichtkreuz. Es führt uns wieder zurück zum Ostergeschehen. Vielleicht sagt es uns in Anlehnung an einen Satz, den Juden sich zurufen, wenn sie sich zum nächsten Paschafest in Jerusalem verabreden: Bis nächstes Jahr an Ostern!